Karosserie

In der modernen Fahrzeugfertigung unterscheidet man grundsätzlich zwischen selbsttragender und nicht selbsttragender Karosserie. Wobei im Pkw-Bereich der Aufbau nicht mehr vom tragenden Rahmen getrennt wird, also "selbsttragend" ist. Nur beim Lkw- und Busbau wird noch die Karosserie vom Fahrgestell getrennt und mit der verwindungs- und biegesteifen Bodengruppe verbunden. Das Karosseriegerippe wird in Schalenbauweise aus Blechteilen und Profilen durch Punktschweißen zusammengefügt.

Cabriolets benötigen auf Grund der veränderten Bauweise eine besondere Festigkeit, die nur durch den Einbau einer verstärkten Bodengruppe zu erreichen ist. Der Aufbau der nichtselbsttragenden Karosserie besteht aus einem System stabartig miteinander verschweißter Teile mit einer nichttragender Außenbeplankung (Skelettbauweise, Gerippebauweise). Die selbsttragende Karosserie unterscheidet sich durch Ihr wesentlich geringeres Gewicht bei höherer Festigkeit. Je nach Fahrzeugtyp besteht eine Karosserie aus 200 bis 300 Einzelteilen. An Außenblechteilen wird eine Fläche von insgesamt 15 bis 25 Quadratmetern pro Karosserie verarbeitet. Ein Fahrzeugbestandteil, das mit besonderem Interesse verfolgt wurde, ist die Fahrgastzelle. Ständige Konstruktionsänderungen führten zu einem immer stabileren und sicheren Personeninnenraum, der gestaltfest (-passive Sicherheit) konstruiert wurde. Zusätzlich zu diesen Sicherheitsmaßnahmen wurden, um die Fahrgäste zu schützen, auch sogenannte Knautschzonen in der Front- und Heckpartie eingeplant. Diese verformen sich im Fall eines Zusammenpralls, wobei die Energie, die bei einem Zusammenstoß entsteht, umgewandelt, also nicht direkt auf die Fahrgastzelle übertragen wird.

Normale Fahrzeugkarosserien bestehen in der Regel aus 0,6 bis 0,9 Millimeter starkem Blech, wobei die Dicke des Bleches hauptsächlich Einfluss auf die Rostwiderstandsfähigkeit hat. Um das Rostproblem zu umgehen, wurden bereits in der Vergangenheit Versuche mit korrosionsfestem Kunststoffkarosserien unternommen. Eine vielversprechende Entwicklung bedeuten die vollverzinkten Karosserien bei einigen Pkw-Modellen. Die Schutzwirkung der Zinkbeschichtung ist bislang von Laternenmasten, Wasserleitungen oder Leitplanken her bekannt. Daher versucht man durch die Vollverzinkung der Rohkarosserie ein wirksames Mittel gegen Korrosion einzusetzen. Der Verzinkungsschutz beruht auf zwei Effekten: der sogenannten "Barriere-Wirkung" und der "kathodischen Schutzwirkung". Bei der Barriere-Wirkung muss die Zinkschicht erst wegkorrodieren, bevor auf dem Stahl Rost entstehen kann. Zink korrodiert wesentlich langsamer als Stahl. Die kathodische Schutzwirkung bei verzinktem Stahlblech beruht auf einer elektrochemischen Reaktion. In der elektromechanischen Spanungsreihe ist der Zink unedler, das heißt negativer als Eisen. Wird die Zinkauflage eines verzinkten Bleches mechanisch verletzt und der darunterliegende Stahl freigelegt, bildet sich bei eindringender Feuchtigkeit an dieser Stelle ein lokales galvanisches Element: Das Zink "opfert" sich für den Stahl. Die Zinkschichtdicke beträgt, je nach Beanspruchung des entsprechenden Karosserieteils, zwischen 7,5 und 10 Mikrometer. Das reine Zinkgewicht einer vollverzinkten Karosserie beträgt etwa 5,5 Kilo. Für die Fahrzeuginnenteile im nichtsichtbaren Bereich werden beidseitig feuerverzinkte Bleche verwendet. Wegen seiner feineren Oberfläche und um die sogenannten Zinkblumen zu vermeiden, wird für die Außenhaut elektrolytisch verzinktes Blech eingesetzt. Kleinere Teile, zum Beispiel Türscharniere, werden stückverzinkt. So ist die Karosserie zu 100 Prozent beidseitig verzinkt.

Die gängigsten Karosserieformen Limousine, Kombi, Cabrio und Coupé wurden früher, um die Jahrhundertwende, um rund 30 zusätzliche Bauformen bereichert. Begriffe wie Roadster, Phaeton, Laundaulet, Runabout oder Tonnenbau sind heutzutage nicht mehr in der Produktion gebräuchlich. Am Anfang der hundertjährigen Geschichte des Automobils gab es noch keinerlei Ansprüche an Design oder Aerodynamik. Ausschlaggebend waren der Motor und die Kraftübertragung. Seit 1910 fand der Motor seinen "Platz" und es blieb mehr Raum für die Gestaltung der Karosserie. Aus dem offenen Tourenwagen, mit Klappdach, wurde die Limousine, also ein Fahrzeug mit festem Dach. Im Laufe der Entwicklungsgeschichte wurden die Autos kleiner, das heißt niedriger und kürzer. Die unterschiedlichen Karosserieformen sind mittlerweile unter DIN (Deutsche Industrie Norm) 70 011 zusammengefasst.